Malen im Malort beruht im Wesentlichen auf den Erkenntnissen und weltweiten Forschungen von Arno Stern. Er hatte nach Kriegsende in Paris einen Ort geschaffen, den er „Closlieu“ (geschlossener, geschützter Raum) nannte. Ein Ort, der die Malenden, frei von Ablenkung und geschützt vor der Aussenwelt einlädt, sich mit Pinsel und Farben frei auszudrücken.

Unabhängig von Herkunft, Bildung, Alter oder Kultur besitzen wir alle eine Bilder-Ur-Sprache. Die Entdeckung der eigenen inneren Spur kann malend erfahren werden, was sehr beglückend ist. Talent spielt dabei keine Rolle. Es braucht allein Lust und Freude an Farben und Formen.

Die Bilder werden niemals bewertet, beurteilt, interpretiert oder gar mit andern verglichen. Ob ein oder mehrere Bilder in einer Stunde gemalt werden, hängt vom individuellen Rhythmus ab. Die Möglichkeit, während mehreren Wochen an einem Bild zu malen, ist für Malende oft eine wichtige und tiefgreifende Erfahrung. Die Entdeckung der eigenen schöpferischen Fähigkeiten führt zu einer Stärkung der ganzen Persönlichkeit.

Kleine Kinder greifen spontan und freudig nach Pinsel und Farbe und malen ihre Spuren auf ein Blatt Papier. Diese natürliche, spontane Äußerung ist allen Menschen gemeinsam und entspricht einem tiefen Urbedürfnis. Grössere Kinder haben durch manche Erfahrung von Lob oder Kritik diesen spontanen Zugang zum Malen oft verloren. Sie finden hier einen Ort, an dem ihre Bilder weder bewertet noch verglichen werden. Jedes Kind malt im eigenen Rhythmus und drückt sich auf seine ganz individuelle Art aus. Selbstvertrauen, Eigenständigkeit und Konzentration werden gefördert.

Der Wunsch zu malen entsteht oft in Zeiten von kleineren oder grösseren Wendepunkten. Viele überlassen sich auch ganz einfach dem genussvollen Spiel mit Pinsel und Farben. Wie wohltuend und stärkend dies ist, spüren die meisten schon nach sehr kurzer Zeit. Malen im Malort erfordert keine Vorkenntnisse, es gibt weder Begabte noch Unbegabte. Im geschützten Raum, gemeinsam mit andern und frei von jeglicher Belehrung kann die eigene, innere Spur entdeckt oder wiedergefunden werden.